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Streckenverlauf vom 19. und 20.7.2001

Grenzlandmuseum in SchnackenburgLeider hat das Grenzlandmuseum abends bereits geschlossen, als wir ankommen und ebenso leider hat es noch geschlossen, als wir morgens wieder losfahren. Für die Kinder, die ja glücklicherweise ohne die deutsch-deutsche Grenze aufwachsen, hätte das Museum sicher eine interessante Geschichtsstunde abgegeben. Uns plagt indes der Hunger, denn einen Bäcker gibt es in Schnackenburg nicht mehr und den uns in dieser Angelegenheit anempfohlenen Edeka-Laden finden wir nicht. Damit wird beschlossen, mit der Fähre Pevestorf wieder auf die rechte Elbseite überzusetzen, denn in den neuen Bundesländern gibt es eigentlich noch in jedem Ort einen Bäcker – und so sollte es doch wohl auch in Lenzen sein.

Dann die Überraschung: In Lenzen ist die Brücke über die Löcknitz weg. Sie wird erneuert und so lange muß man einen Umweg von vier Kilometern fahren, um aus Richtung Elbe kommend in den Ort zu gelangen. Mit dem Rad sind uns die insgesamt (Ein- und Ausfahrt) acht Kilometer zu umständlich und wir hungern – jetzt bereits mit unüberhörbarem Grollen seitens der Kinder – weiter. In Mödlich fangen wir dann einen rollenden Bäckerladen ab und kaufen ihm gut die Hälfte seines Kuchenbestandes samt zehn einfacher Brötchen ab. Am Deichfuß zur Elbseite bauen wir Tisch und Stühle auf und nun (es ist mittlerweile etwa 11.00 Uhr) gibt es endlich Frühstück - solange, bis keiner von uns mehr Kuchen und Brötchen sehen kann!

Elbe bei PevestorfSo gestärkt fahren wir immer auf dem Deich entlang nach Dömitz, wo wir uns die alte Festung aus dem Jahre 1760 ansehen. Das Eintrittsgeld ist gut angelegt, denn hier kann man neben Elb- und Lokalgeschichte auch etwas über die Lebensumstände der Festungsbewohner in den vergangenen Jahrhunderten, über den wohl berühmtesten Festungshäftling Fritz Reuter und über den Umweltschutz entlang der Elbe erfahren. Wir nehmen uns richtig Zeit dafür und schauen auch mal in die finsteren Kasematten, in denen früher die Soldaten untergebracht waren!

Anschließend queren wir die Elbe auf der neuen Elbbrücke und fahren auf niedersächsischer Seite hinter dem Deich in Richtung Hitzacker. Zwar gibt es auch in hier eine Fähre, so daß wir ab Dömitz durchaus rechtselbisch hätten weiterfahren können, aber der Wind hat derart zugelegt (und kommt uns jetzt meist entgegen), daß wir hoffen, durch eine Fahrt zwischen Bäumen und Buschwerk etwas geschützter zu sein, als schutzlos auf dem Deich. Doch je näher wir an Hitzacker herankommen, desto finsterer wird das Wetter – und schließlich beginnt es wirklich zu regnen, als wir in der Touristikinformation nach dem Weg zum Campingplatz Waldschlößchen fragen. Länger als zehn Minuten regnet es aber nicht und daher lassen wir uns den Tag nicht verderben. Als Problem stellen sich jetzt nur noch die am Tagesende als deftig empfundenen Steigungen hinter Hitzacker dar, denn der besagte Campingplatz liegt bei Tießau, gut fünf Kilometer weiter elbabwärts und “Die Klötzie” – so heißen die “Berge” dort – haben es in sich mit bis zu 13% Steigung!

Das kleine Gewitter in der Nacht ist schnell vergessen und wir überlegen, ob hier nicht ein Tag Fahrpause eingelegt werden soll. Schließlich sah die Stadt bei der Durchfahrt gestern recht reizvoll aus. Aber die Kinder wollen nicht und ehrlich gesagt ist uns der Campingplatz auch zu teuer: Für 46,- DM pro Nacht gibt es kein Toilettenpapier (man muß es am Kiosk kaufen), die Herren-WCs riechen übel, ein Becken wackelt derart, daß man sich kaum zu setzen traut und die Sanitäranlagen für Damen sind allesamt uralt und in höchst mäßigem Zustand. Lediglich der Herrenwaschraum ist ok. Also weiter!

Hinter HitzackerHinter Tießau bereitet uns noch einmal eine ausgewachsene Steigung mitten im Wald auf einem vom Regen ausgewaschenen Feldweg allerlei Pein. Erst dann geht es zügig weiter: Linkselbisch, immer am Fluß entlang. Die folgenden kleineren Steigungen erscheinen uns jetzt eher lächerlich und so sitzen wir bereits zum Mittag bei nunmehr wieder heftigem Sonnenschein im Restaurant am Fähranleger in Bleckede. Leider verläuft die weitere Strecke nach Hohnstorf, unserem Tagesziel, weitestgehend hinter dem Deich, so daß man von der Elbe nur wenig sieht. Lediglich in der Gegend gegenüber von Boizenburg hat man einen schönen Blick auf den dicht bewaldeten Geestrücken und bei Barförde erspähen wir in der Ferne den Turm der Marienkirche von Lauenburg.

Blick auf LauenburgDer Campingplatz Elbblick (der erste, wenn man aus Hohnstorf auf dem Deich herausfährt, der nächste Platz, direkt daneben, hat nur Plätze unter großen Bäumen) hält, was sein Name verspricht. Wir bauen die Zelte auf einer Wiese unmittelbar am Elbstrand auf und haben einen einzigartigen Panoramablick auf die romantische Altstadt von Lauenburg. Allerdings ist es Freitag und abends erwischt uns wieder mal der Dauercamperterror. Zwei oder drei Suffköppe mittleren Semesters “beglücken” den Rest zweier Campingplätze mit Schlagern, deren Texte offensichtlich ihrem eigenen Fundus an Lebenserfahrung entstammen (“Im Leheben, im Leheben geht manches auch daneheben...”). Gegen 23.00 Uhr zieht wohl irgend ein mutiger Mitcamper den Stecker des röhrenden Ghettoblasters, denn es herrscht abrupt Ruhe. “Dauercamper” avanciert bei uns langsam zum Schimpfwort...

Sonnabendmorgen erhalten wir Verstärkung: Ute, Schulfreundin aus dem Abiturjahrgang 1972/73, ihr Mann Jürgen und deren Nachbar, “Wetterfrosch” Hans (O-Ton Ute: “Der is’ fit, wie’n Turnschuh!”), fahren mit uns. Unsere Freunde fahren mit nach HamburgHans hat alle mit dem Auto hergebracht und wird später in Geesthacht wieder umkehren, während Ute und Jürgen wirklich bis Hamburg mitfahren. Heute wird mehr gequatscht und gelacht, als auf die Landschaft geachtet und obwohl wir uns von Hans den Sonnenschein für die nächsten zwei Wochen garantieren lassen wollen (er stöhnt nur ob dieses Ansinnens), müssen wir abends unseren bösen Sonnenbrand an Armen und Beinen genau der Mißachtung eben dieser Sonnenstrahlen zurechnen. Da hilft auch nicht die Ausrede, wir seien evtl. zu dicht am AKW Krümmel vorbeigefahren...

Als wir uns am Bahnhof Mittlerer Landweg von unseren Freunden verabschieden und mit den Rädern in die S-Bahn einsteigen, haben wir es bis in die alte Heimat geschafft. Zwei Tage in “Omi Ruth’s Radlerklause” stehen bevor, einer davon – Montag - wird zur Putz- und Flickstunde bestimmt.


Streckenverlauf vom 21.7.2001